Warum ins Studio?
„Das können wir doch auch im Proberaum machen“ oder “ Das mach ich komplett zu hause…“ Diese Aussage hört man im Studio-Alltag recht oft.
Ohne Frage hat sich die Qualität im „Homerecording“ in den letzten Jahren deutlich gesteigert. So ist beispielsweise Equipment mit durchaus gutem Klang heute für viele bezahlbar geworden. Dennoch gibt es nach wie vor gute Gründe, sich bei Aufnehmen, Mix und Mastering von Profis helfen zu lassen.
Ein erfahrener Techniker kann so schon in der Planungphase der Produktion die perfekte Strategie für den Aufnahmeprozess wählen. Er hat sich in über Jahre fast täglich damit befasst, welches Mikrofon in welcher Position bei welchem Instrument den besten Klang erzielt – und wenn du ihn fragst, wird er dir gern erklären, warum er diesen oder jenen Weg wählt. Ein Studio-Besuch ist immer auch ein wertvoller Workshop.
Die akustisch optimierten Räume im Studio, welche zu grossen Teilen zur Qualität der Aufnahmen beitragen, sind nach wie vor teuer und im Home-Recording Bereich fast nie zu realisieren.
Bringt man keinen eigenen Produzenten mit ins Studio, so führt der anwesende Techniker auch meist Regie. Er wird schon bei der Aufnahme nützliche Tipps und Tricks bereithalten und währed des gesammten Produktionsprozesses mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Ein zweites Paar Ohren kann nie schaden – im Studio kann der Techniker die Songs während der Produktion „neutral“ bewerten und ein ehrliches Feedback geben.
Am Ende ist ein Studio-Besuch immer ein ganz besonderes Erlebnis. An keiner anderen Stelle setzt du dich so intensiv mit deiner Musik auseinander wie im Tonstudio
Wie bei Allem in der Musik braucht es auch als Studiotechniker viel Übung und Erfahrung um wirklich gut zu werden. Dein Studio-Team hilft dir dabei, deine Songs zur Perfektion zu bringen.
Vorbereitung für die CD – Produktion
Auf eine Aufnahme im Tonstudio sollte man sich immer gut vorbereiten. Studiozeit ist Geld und sollte mit Verspielern oder Unklarheiten im Aufbau der Songs nicht verschwendet werden. Natürlich sollte man eingespielt sein (auch aufeinander) und den Ablauf der eigenen Stücke auswendig kennen. Es gibt aber auch einige Dinge in der Vorbereitung zu beacheten, die in den Besonderheiten im Studio begründet liegen und an die man vielleicht nicht sofort denkt.
Auf alle eingesetzten Saiteninstrumente sollten nach Möglichkeit neue Saiten aufgezogen werden, nicht aber erst im Studio, sondern einen Tag vorher, damit sie noch ein wenig eingespielt werden können. Insbesondere neue Bass-Saiten klingen in der ersten Spielstunde nach dem Aufziehen extrem höhenreich und brilliant. Diese Phase sollten sie zu Beginn der Aufnahme schon hinter sich haben, damit der Sound nicht von einem Take zum nächsten an Höhen verliert. Die Instrumente sollten auf Klappergeräusche, defekte Kontakte und insbesondere auf die Oktavreinheit überprüft werden. Eigene Vertärker und Effekte sollten auf einwandfreien Betrieb hin getestet werden und Brummfrei sein (gegebenenfalls zweites Netzteil und genügend Batterien mitbringen).
Das Drumset sollte auch Stabilität und die Hardware auf Gangbarkeit und Stabilität geprüft werden. Die Felle sollten nach Möglichkeit nicht zu alt sein. Das bezieht sich natürlich in erster Linie auf die Schlagfelle, aber gerade die Resonanzfelle sind oft noch die ab Werk aufgezogenen. Alte Felle werden durch die ständige Schwingung spröde, schwingen nicht mehr frei und verhindern meistens einen sauberen Ton. Die Toms sollten sauber gestimmt und in der Tonhöhe sinnvoll aufeinander abgestuft sein. Stimmung und Ausschwingverhalten der Drums sind entscheidend für den gewünschten Sound.
Im Studio muss dann Schlagzeuger entscheiden, ob die Aufnahme zum Klick (Metronom) oder frei stattfinden soll. Die Aufnahme zum Klick gewährleistet ein konstantes Tempo und erleichtert Korrekturen und das Kopieren oder Ersetzen einzelner Parts beim Mixdown. eine sehr wichtige Rolle spiel der Klick beim Einsatz mehrerer Instrumente zu Beginn des Songs oder auch bei Stellen, an denen nur ein einziges Instrument spielt. Das Schlagzeugspielen zum Klick muss man in der Regel einige Monate trainiert haben, damit es locker funktioniert. Unvorbereitet das erste Mal zum Klick zu spielen geht in den meisten Fällen schief. Dies gilt nicht nur für Schlagzeuger, sondern für alle Bandmitglieder, da es vielleicht auch Parts in den Songs gibt, an denen kein Schlagzeug spielt.
Damit der Drummer, der in der Regel aals erster einspielt, sich im Song zurechtfindet, werden vor der eigentlichen Aufnahme meistens sogenannte „Pilotspuren“ eingespielt. Das sind „Hilfsspuren“ von Bass, Gitarre, Gesang (je nachdem, was er zur Orientierung braucht).
Nachdem das Schlagzeug aufgenommen ist, werden die Pilotspuren nach und nach durch die „richtigen“ Spuren ersetzt. Gitarrensoli und mehrstimmige Gesangspassagen sollten, wenn möglich, vor dem Studiotermin komplett ausgearbeitet sein. Die spieltechnischen Grenzen im Studio herauszufinden, macht selten Sinn, oft ist weniger mehr.
Klar kann man eine Menge am Rechner basteln und reparieren, aber das kostet auch alles Zeit.
Der Mixdown
Ist bei allen Tonspuren das letzte Take aufgenommen, können in einer weiteren Phase alle selektierten Tonspuren zu einer Einheit zusammengefügt werden. Hierdurch soll ein natürlich klingender, ausgewogener und kommerziell verwertbarer Gesamtklang erreicht werden.
Beim Mixdown werden die Lautstärken der einzelnen Tonspuren aufeinander angepasst und diese im Stereopanorama rechts und links oder auf einem Kanal verteilt. Insbesondere wird die Balance der Pegel zwischen Rhythmusgruppe, Hintergrundinstrumenten und Hintergrundgesang sowie Leadinstrumenten und -gesang festgelegt. Der Mixing-Engineer kann die Musik so abbilden, wie sie auf einem Konzert klänge (etwa Schlagzeug und Sänger in der Mitte, Bass daneben und Gitarren an den Seiten).
Es gibt die nicht-additive und die additive Klangbearbeitung. Bei der nicht-additiven geht es um Stummschaltung einzelner Tonspuren (mute) oder Lautstärkeanpassung der Spuren (Pegel).
Die additive Klangbearbeitung findet im Rahmen der Postproduktion (Nachproduktion; „post-production“) statt. Hier können die einzelnen Tonspuren mit Soundeffekten bearbeitet werden. Diese sorgen einerseits dafür, dass jedes Instrument als solches wahrgenommen werden kann und andererseits das Musikstück als Einheit entsteht.
Der Equalizer schafft mehr Raum für andere Tonspuren und arbeitet den Charakter eines Instruments stärker heraus. Nachhall, Echo oder Kompression sorgen dafür, dass der Song „verdichtet“ wird und zu einer Einheit reift. Unter Umständen kann für den Mixdown mehr Zeit in Anspruch genommen werden, als für die eigendliche Aufnahme.
Der Mixing-Prozesses findet seinen Abschluss darin, dass das Musikstück auf eine einzige Stereospur (mit jeweils einem Kanal links und einem rechts) zusammengefasst wird. Es ergibt sich daraus ein fertig synchronisierter Musiktitel, der als Grundlage für das Mastering dient. Insgesamt wird beim Abmischen die musikalische Balance hergestellt und die klangliche Gestaltung abgeschlossen.
Das Mastering
Ziele des Masterings sind es, dem vorliegenden Tonmaterial eine bessere Qualität zu verleihen und
die Wiedergabe-Kompatibilität auf möglichst vielen technischen Geräten und Medien zu ermöglichen.
Eine professionelle Tonaufnahme soll bei der Wiedergabe auf einer kleinen Stereoanlage ebenso gut klingen wie beispielsweise bei der Ausstrahlung im Radio oder der Wiedergabe über Kopfhörer.
Dabei spielen sowohl ein ausgewogenes Stereobild, eine gute Mono-Kompatibilität als auch ein ausgeglichener Frequenzgang eine große Rolle. Beim Mastering-Prozess werden diese Faktoren genauer beleuchtet und nötigenfalls korrigiert.
Neben der rein technischen Bearbeitung kann durch das Mastering oftmals eine deutliche Verbesserung des klanglichen Eindrucks einer Musik-/Tonproduktion erreicht werden. Hierfür wird verschiedene technische Ausrüstung – wie beispielsweise Filter, Equalizer, Kompressoren oder psychoakustische Geräte – eingesetzt.
Auch kann beim Mastering die Stereo-Basisbreite verändert werden. Dies wird durch die Technik des sogenannten MS-Masterings erreicht, wobei das Signal in Mitten- und Seitensignal getrennt wird. So lassen sich Pegelanpassungen von Instrumenten, die sich in der Panorama-Mitte befinden, im Verhältnis zu den nach weiter außen gepannten Instrumenten durchführen.
Das Mastering kann je nach Anforderung durch das Quellmaterial unter anderem die Entrauschung, die Pegelanpassung und Pausenharmonisierung der einzelnen Titel oder die Entfernung digitaler Jitter (das zeitliche Taktzittern bei der Übertragung von Digitalsignalen), sowie das Erstellen von Blenden (engl. Fades) beinhalten.
Nach dem eigentlichen Audio-Mastering werden beim Premastering, bei dem für gewöhnlich keine Klangbearbeitung mehr erfolgt, die Titelreihenfolge bestimmt, Pausen und Trackindizes gesetzt sowie bestimmte Zusatzinformationen wie ISRC, EAN-Codes oder auch CD-Text angelegt. Abschließend wird eine Premaster-CD , die dem Red-Book-Standard für Audio-CDs entsprechen sollte, oder ein DDP (Disc Description Protocol) erstellt, die als Positiv-Vorlage für die Erstellung des Masters im Presswerk dient.
Neben klassischen Tonstudios mit ihren Toningenieuren gibt es spezielle Masteringstudios, in denen sich Mastering-Ingenieure ausschließlich mit der klanglichen Angleichung und Verbesserung fremder Aufnahmen befassen.
Die One-Take Aufnahme
Grundgedanke der „One-Take“ Aufnahme ist, dass eine Band zusammen eine bessere – nicht im Sinne von genau auf den Punkt – Performance erbringt. Dass man als Zuhörer heraushört, dass die Band zusammen gespielt hat und es insgesamt einfach einheitlicher klingt.
Vor allem für Sänger bietet sich bei dieser Methode die Möglichkeit, etwas mehr aus sich heraus zu kommen und unter Umständen emotionaler zu singen.
Dies liegt darin begründet, dass der Fokus in dem Moment nicht nur auf sie allein gerichtet ist sondern auf die ganze Band, wodurch der Druck etwas gesenkt wird. Kleine Ungenauigkeiten bei Einzelnen fallen hier nicht so ins Gewicht weil alles als Ganzes angehört und bewertet wird.
Allerdings – und das erhöht den Druck wiederum – sind die anderen Bandmitglieder von der Performance des Einzelnen abhängig. Verspielt sich einer, müssen alle den betreffenden Part noch einmal wiederholen. Oder der Part, in dem ein Musiker ein perfektes Take gespielt hat, kann nicht genommen werden weil ein anderer unsauber war. Je nach Zeitaufwand, den man bereit ist zu investieren, müssen hier eventuell Kompromisse eingegangen werden. Insgesamt gesehen ist der Zeitaufwand des Einspielens im „One-Take“-Verfahren aber kürzer, als wenn jeder einzeln, nacheinander sein Instrument einspielt. Dieser Aspekt wird später nochmals aufgegriffen und näher beleuchtet.
Eine andere, nicht zu vernachlässigende Schwierigkeit besteht darin, Räumlichkeiten zu finden, welche es ermöglichen, jeden Musiker aufnahmetechnisch zu trennen, aber eine Kommunikation unter allen zulassen. Denn je mehr Übersprechen, also ungewollte Einstreuungen von anderen Instrumenten, in den Mikrofonen auftritt, umso schwieriger wird die Nachbearbeitung, was die Qualität der Produktion unter Umständen verschlechtert.
Zudem wird eine beachtliche Menge an Mikrofonen zur gleichen Zeit benötigt.
Dieses Aufnahmeverfahren ist somit nur in einem gut ausgerüsteten, recht großen Tonstudio möglich. Kaum eine Band hat in der Realität die Möglichkeit, so in ihrem Proberaum aufzunehmen. Entschiedet man sich in einem größerem Studio aufzunehmen, muss man auch mit höheren Kosten rechnen.
Die Step-by-Step Aufnahme
Die Idee des „Step by Step“ oder auch „Overdub“-Verfahrens besteht darin, dass alle Musiker einzeln und nacheinander einspielen.
Hier geht es hauptsächlich darum, sofort die Performance jedes einzelnen Takes beurteilen zu können und gegebenenfalls neu zu starten, ohne Kompromisse einzugehen.
Wurde unsauber gespielt, kann die Stelle sofort und so oft wiederholt werden bis sie perfekt ist. Zudem besteht keine Abhängigkeit der einzelnen Musiker untereinander, wodurch ein Song mit der bestmöglichen Genauigkeit eingespielt werden kann.
„Overdub“ bedeutet so viel wie übereinander schichten. Es werden hierbei die Spuren der einzelnen Musiker nach und nach übereinander gelegt bis die ganze Band eingespielt hat.
Zusätzlich können mehr Spuren eingespielt werden, als Musiker beteiligt sind. Dadurch können zum Beispiel während eines Gitarrensolos, beide Gitarren links und rechts die Rhythmusspur einspielen. Das Solo wird dann als „Overdub“ darüber gespielt und in die Mitte gepannt. Dies hat den Vorteil, dass die Balance im Song sich an der Stelle des Solos nicht verschiebt, weil plötzlich eine Rhythmusgitarre wegfällt.
Oft wird bei dieser Aufnahmemethode ein sogenannter „Clicktrack“ zur Hilfe genommen, eine Audiospur, die den Takt des Musikstückes wiedergibt und zur Orientierung der einzelnen Musiker zum Tempo des jeweiligen Songs dient, insbesondere dann, wenn nur ein einzelnes Instrument spielt (z.B im Intro).
Auch ist der technische Aufwand geringer als beim Live-Verfahren, da theoretisch nur ein Aufnahmeraum benötigt wird und nicht einmal zwingend ein Regieraum. Zudem sind weniger Mikrofone notwendig und damit auch weniger Kanäle.
Das „Overdub“-Verfahren ermöglicht es also, ein komplettes Album in einem einigermaßen akustisch geeigneten Proberaum aufzunehmen. Da Fehler oder Ungenauigkeiten im Nachhinein behoben werden können und alles akkurat eingespielt werden kann, ist dieses Verfahren gerade im „Hard-Rock“- und „Heavy Metal“-Bereich